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Verantwortliche Sprache


Sprache ist etwas, was sich ständig wandelt. Begriffe verschwinden, andere kommen hinzu und auch die Bedeutung manchen Wortes wandelt sich im Laufe der Zeit.

Die Sprache ist aber auch das Bild einer Kultur. Es spiegelt den Geist, die Seele und den Alltag. Es zeigt ihre Werte und Wertigkeiten und den Umgang miteinander. An dem Wandel über die Zeit kann man erkennen, wie sich die Kultur eines Volkes über die Jahre und Jahrhunderte entwickelt hat.

Ich möchte hier keine Analyse der Sprachen durchführen, auch nicht bezogen auf die deutschen Sprache, doch ich empfehle sehr, mal darauf zu achten, was sich alles verändert hat alleine seit unserer Schulzeit bis heute. 


Wie sprachen unsere grossen Denker und Dichter und welcher Sprache bedienen wir uns heutzutage in unserer Literatur. Gibt es diese Literatur überhaupt noch? Was prägt unsere derzeitige Alltagssprache, welche Umgangsformen verwenden wir darin? Was ist mit unseren beruflichen Fachjargons, der Beamtensprache und der Ausdrucksweise in der Wissenschaft und an Universitäten? Wie spricht unsere Jugend, was unterscheidet sie von uns zu unserer Jugendzeit?


Grundsätzlich dient eine Sprache dazu, um sich zu verständigen. Verstehen wir uns, wenn wir miteinander reden, oder gibt es Gruppen, die sich abschotten, abheben, oder hervorheben? Sind wir uns in den letzten Jahrzehnten näher gekommen über die Sprache, oder habe wir uns von einander entfernt? Gehen wir respektvollere miteinander um, oder steckt unsere Ausdrucksweise voller Wertigkeiten?


Das gesprochenen Wort hat Kraft. Es bringt einen Gedanken, der in mir ist und damit mir alleine zugänglich, in die Gemeinschaft. Durch das Wort teilen ich ihn mit anderen und das gibt ihm bereits mehr Kraft. Selten sprechen wir dabei neutral, wir bringen alleine auf Grund der Tonlage bereits unsere damit verbundenen Emotionen zum Ausdruck. Je nach Wortwahl geben wir eine klare Wertung mit, die eine meinungsmachende Kraft hat. Das kann eine sehr suggestive Wirkung haben, die mit Absicht gesprochen, manipulativ ist. Wir verwenden heute gerne unterschiedliche Ausdrücke, mit denen wir eigentlich das gleiche aussagen, aber etwas unterschiedliches verbinden. Was ist der Unterschied zwischen einem Rebellen, der Bomben wirft und einem Terroristen der Bomben wirft? Der eine ist in unseren Köpfen positiv besetzt und der andere wird verteufelt. Aber beide werfen Bomben, weil sie sich gegen etwas wehren. Mit solchen Ausdrücken können wir unsere eigene Stimmung (Freude oder Angst) auf anderen übertragen. Emotionen und Bilder wirken schneller und stärker, als die Ebene des gesagten oder geschrieben Wortes. Es liegt in der Verantwortung des Sprechers, darauf zu achten, was er mitgibt und überträgt. Aber auch der Zuhörer sollte genau darauf achten, was in den Aussagen von anderen mitschwingt.


Wie ist eine Sprache einzuordnen, die nur einem Kreis von „Wissenden“ zugänglich ist? Wenn ein Sprecher eine Ausdrucksweise wählt, die nicht von allen verstanden werden kann, findet nicht eine Begegnung auf Augenhöhe statt. Er sagt den Zuhörern automatisch, schaut, ich bin was Anderes! Das ist heute sehr oft der Fall. In der Behördensprache ist es Standard, bei Ärzten und in Universitäten auch. Aber auch eine Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe wird damit zum Ausdruck gebracht. So verstehen auch nicht alle den Jargon „der Strasse“, die sich gezielt von anderen abheben möchte.


Heute ist etwas „verdammt gut, was früher „sehr gut“ war. Kann etwas verdammt sein und gleichzeitig gut?  Wieso muss heute etwas „geil“ und kann nicht einfach „super“ sein, wie früher? Was ist die Botschaft dieser Sprache? Wenn wir mal innehalten und ganz persönlich darüber reflektieren, was stellen wir fest? Ist diese Ausdrucksweise für mich stimmig? Was zeigt sie mir, was sendet sie aus? Wenn ich sie mir selber angeeignet habe, sind es die Signale und die Schwingungen, die ich aussenden möchte?


Sprache soll verbinden. Nun hat sich die Emanzipation der Frau vom Mann auch sehr stark, vor allem im deutschsprachigen Raum, auf die Ausdrucksweise ausgewirkt. Bezeichnungen werden immer mehr sowohl in ihrer weiblichen, als auch in männlicher Form formuliert. Mit der gezielten Ansprache der Frau, wird dabei der Unterschied und die Trennung zwischen den Geschlechtern betont, was am Ende eine trennende Wirkung hat. Aus einer einfachen Berufsbezeichnung in meist männlicher und manchmal weiblicher Form, wurde eine komplizierte Sprache, die zwar „politisch korrekt“ ist, aber den Rede-, Schreib- und Lesefluss erheblich stört. Je nachdem, ob jemand sich dieser neuen Ausdrucksweise anschliesst oder nicht, wird er sofort gewertet und beurteilt.


Ich möchte alle auffordern in Zukunft ganz gezielt auf die eigene Ausdrucksweise, Wortwahl und den eigenen Tonfall zu achten. Es geht nicht darum, sich zu mässigen und zu beschneiden in der eigenen Art, sondern um zu beobachten, zu erkennen und zu hinterfragen, ob die eigenen Sprache zu dem passt, was ich sagen und bewirken möchte. Es gilt, sensibel zu werden für die eigenen Gedanken und Worte, die sehr stark das eigene und gemeinschaftliche Leben prägen. Wir sollen uns nicht verbiegen, sondern authentisch bleiben. Das, was uns dabei nicht passt, dürfen wir anschauen, verstehen und wandeln. 


Auch Sprache trägt zu Krieg und Frieden im Innen wie im Aussen bei. 

Lasst uns den Frieden wählen!


Sieglinde Lorz


Donnerstag, den 16. Juni 2016