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Ausgebrannt

Erst sind wir Feuer und Flamme und dann bleibt nur noch Asche übrig. Es zieht uns den Boden unter den Füssen weg und wir landen in einer dunklen Realität auf einem ganz harten Boden. 

Die einen trifft‘s die anderen nicht. Was macht den Unterschied? Es gibt Persönlichkeiten, welche leichter in die Burnout-Falle laufen. Sie bringen Voraussetzungen mit, aufgrund ihres Charakters, welche die Anfälligkeit begünstigen. Ich möchte hier einige aufzählen: Suche/Sucht nach Anerkennung, ein Hang zum Perfektionismus, hohe Erwartungen an sich selbst, Probleme „Nein“ zu sagen, eine sinnlose Tätigkeit ausüben, Überlebensangst, keine Zeit für das persönliche Leben haben, keine Zeit und Raum für‘s Nichtstun.

Unsere Gesellschaft begünstigt diese Voraussetzungen mit ihren Werten. Wir müssen immer nach Zielen streben. Arbeit ist ein Privileg und wir haben ein Recht drauf. Wer nichts tut, ist faul. Wir werden zu sinnlosen Tätigkeiten gezwungen, weil wir nur so überleben können. Mütter werden in den Beruf gezwungen, weil Karriere und Kinder gleichzeitig möglich sein muss. Sie haben ein recht drauf. Wir müssen morgen besser sein als heute und uns ständig  weiterentwickeln. Die Firmen nutzen dieses Denken aus und unterstützen es. Jährlich finden Gespräche statt über Weiterentwicklung, persönliche Ziele und Karrierewünschen. Die Freude, der Sinn und die Erfüllung mittels der Tätigkeit, sind kaum ein Thema.

So werden alle Warnsignale übersehen oder ignoriert. Wer seine Mitarbeiter wirklich führt und leitet, der wird merken, wenn sich Sinn-, Lust-, Aussichtslosigkeit und Gleichgültigkeit einstellt. Er wird merken, wenn sich die Mitarbeiter zur Arbeit kämpfen, innerlich bereits gekündigt haben, unter Konzentrationsschwierigkeiten, Schlaflosigkeit und körperlichen Beschwerden (Herz- oder Rückenprobleme, Kopfschmerzen, Verdauungsproblemen)  leiden. Oder beginnen Drogen zu missbrauchen.

Der Weg raus ist langwierig und braucht viel Geduld, Verständnis, Vertrauen und Nachsicht. Die Diagnose muss voll angenommen werden vom Betroffenen, von den Angehörigen, vom Arbeitgeber und vom Umfeld. Das ist Voraussetzung für eine Genesung. Erst braucht der Mensch viel Ruhe und eine Umgebung, die nicht fordert. Die bedingungslos den Prozess der Genesung unterstützt. In dem Tempo in dem der Betroffenen das leisten kann. Es muss ein Bewusstseinsprozess stattfinden im Bezug auf Ursachen und den Verlauf der Krankheit. Der Betroffenen ist kein Held und kein Versager. Jeder Betroffene hat eine eigene Geschichte, mit individuellen Ursachen, einem individuellen Verlauf und einem individuellen Weg aus der Krankheit heraus. Dies braucht Zeit, Geduld, Einfühlungsvermögen, professionelle Hilfe (auch für das Umfeld) und kann nicht verallgemeinert werden. 

Sobald wir erkennen, dass wir unser Leben für uns leben und nicht für andere und das in diesem Moment und nicht irgendwann, haben wir eine gute Chance gesund und glücklich zu werden und auch zu bleiben.