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Die Macht der Gewohnheit durchbrechen

Wir Menschen gehen gerne Trampelpfade, folgen oft der Masse, verfallen in Bequemlichkeit und handeln eher aus Gewohnheit, auch wenn wir es besser wissen.
Warum ist das so? Eine Frage die ich mir immer wieder stellen, weil ich entweder bei mir oder bei anderen damit konfrontiert werde.
Es gibt ein paar Gründe, die sich immer wieder herauskristallisieren.
Wir sind überladen. Wir haben oft nicht die Kraft und die Musse, gerade jetzt anders zu handeln. Denn es bedeutet nachdenken, sich auseinandersetzen, recherchieren, suchen, sich zurechtfinden, usw. Das nimmt zusätzliche Zeit in Anspruch und erfordert einen Kraftaufwand.
Es wird uns nicht einfach gemacht abzubiegen und neue Wege zu gehen. Trampelpfaden zu folgen und das zu tun, was als normal gilt, wird uns an jeder Ecke mehrfach und „pfannenfertig“ angeboten. Wir müssen nur zugreifen - und zahlen. Für Geld kann man alles, was eins Standardverhalten fordert, mühelos, schnell und überall erwerben.
Aus der Reihe zu tanzen, bedeutet ausserdem soziale Konfrontation. Wenn wir plötzlich das Verhalten ändern, werden wir von allen Seiten darauf angesprochen. Das zu verkraften, zu beantworten, zu ignorieren oder einfach auszuhalten kostet auch wieder Kraft und ist zusätzlich mit (Verlust-)Ängsten verbunden. Wenn uns jemand hinterfragt, tun wir das selber schon sowieso und unsere Unsicherheit wird verstärkt.
Es ist bequem, das zu tun, was automatisch geht. Wir brauchen wirklich gute Gründe, um die eigene Komfortzone zu verlassen. Entweder hilft uns der Leidensdruck, oder wir werden durch das Leben quasi vom Sofa geworfen. Eher selten lassen wir uns von der Begeisterung locken und behalten diese dann auch bei.
Wie kann ich trotzdem mein Verhalten ändern und anfangen meinem Bewusstsein entsprechend zu handeln und nicht mehr der Gewohnheit zu folgen?
Am besten ist es, sich das einfach gezielt vorzunehmen. Ich plane für einen bestimmten Tag einen bestimmten Schritt und tue den. Was ich einmal getan habe, das geht beim zweiten Mal einfacher, beim dritten Mal noch einfacher und schon bald ist es Gewohnheit. Dann fällt es mir auch leichter diesen Schritt auszudehnen auf andere Orte.
Ich lasse mir dabei helfen. Wenn ich zum Beispiel mir vornehme ab jetzt im Quartierladen einzukaufen, dann schreibe ich mir eine Liste auf, von dem was ich brauche und lasse mich führen. Wenn der Laden nun nicht mein gewohntes Produkt hat, lasse ich mir von der Verkäuferin (oder einer Freundin) Alternativen zeigen, ohne sie mühsam und frustriert suchen zu müssen.
Ich dehne mein Revier langsam aus. Wenn ich in heimischen Gefilden nun das neuen Bewusstsein lebe und als Beispiel regionale Bio-Produkte vom Bauern kaufe, dann beginne ich das auch zu tun, wenn ich unterwegs bin. Ich bereite mich vor, indem ich mich vor der Reise nach diesen Möglichkeiten erkunde. Das tue ich entweder in meinem Netzwerk, über das Internet, oder bei den Veranstaltern, Hotels, Freunden die das Ziel meiner Reise sind. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, das muss nicht Stress sein, das kann sogar Spass machen. Es gibt immer spannende und bereichernde Erfahrungen und Begegnungen.
Umso besser ich bereits alleine für mich neues Verhalten geübt habe, desto besser kann ich damit dem sozialen Umfeld begegnen. Das ist übrigens für viele ein schwieriges Feld. Wenn ich entsprechend meinem Bewusstsein handele, bin ich mit mir im Reinen. Das reicht. Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig, egal was meine Verhalten im Gegenüber auslöst. Es hilft, sich dies immer wieder zu sagen. Auch sollte man mit einer Einstellung auftreten, die sagt, das was für mich gilt, muss nicht für andere gelten. Niemand muss es nachahmen, auch so sehen, oder gut heissen. Solange ich anderen nicht schade, muss es nur für mich stimmen.
Ich bin gnädig mit mir. Wenn ich es noch nicht schaffe, mein Verhalten zu ändern, weil ich immer in alte Gewohnheiten verfalle, nützt es mir nichts, wenn ich mich dafür verurteile. Das erzeugt nur negativen Druck. Da ist der positive Druck eines Vorhabens, etwas an einem bestimmten Tag gezielt anders zu tun, viel motivierender und freudiger.
Zur eigenen Motivation hilft es ausserdem immer wieder mal zurück zuschauen und sich dessen bewusst zu werden, was wir schon alles in unserem eigenen Leben an Verhaltensweisen geändert haben. Das macht Mut, gibt Kraft und steigert das Selbstvertrauen für neue bewusste Wege.

Sieglinde Lorz

Montag den 29. August 2016